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Propaganda-Ente von der Schlangeninsel? Grenzschützer kriegsgefangen, nicht tot

Verwirrung um das Schicksal der ukrainischen Grenzschützer von der Schlageninsel: Nachdem Kiew zuerst gemeldet hatte, dass sie von russischer Seite bei der Einnahme der Insel ums Leben gekommen seien, gibt es nun Hinweise, dass sich alle Grenzer in russischer Kriegsgefangenschaft befinden.
Propaganda-Ente von der Schlangeninsel? Grenzschützer kriegsgefangen, nicht totQuelle: Sputnik © Oleg Lastochkin

Am vergangenen Freitag überschlugen sich die Meldungen westlicher Medien über das Schicksal ukrainischer Grenzschützer, die auf der Schlangeninsel, einem kleinen Felsen vor dem Donaudelta im Schwarzen Meer, heldenhaft in den Tod gegangen seien.

Doch offensichtlich verhält es sich ganz anders, und die ukrainischen Grenzer sind alle noch am Leben. Sie hatten sich ergeben und sollen sich nun in russischer Gefangenschaft befinden.

Wahrer Heldenmut: "Russian warship, go f**k yourself"

Exemplarisch für die offenkundigen Falschmeldungen steht der Tagesspiegel, der unter der Überschrift "Dramatische Szenen vor russischer Eroberung der Schlangeninsel" und der Dachzeile "Russian warship, go f**k yourself" im Prinzip die Version der Kiewer Regierung wiedergegeben hatte. Möglich, dass man in der Ukraine auf eine russische Durchsage inzwischen auf Englisch antwortet, aber nicht sehr wahrscheinlich.

Dramatisierend illustrierte die Hauptstadtzeitung ihre Meldung nicht mit einem Foto von der kleinen Felseninsel, sondern mit einer Schwarzweißaufnahme eines russischen Atom-U-Boots. Der Tagesspiegel behauptete in der Bildunterschrift: "Russische Atom-U-Boote sind Teil der strategischen Abschreckungsstreitkräfte im Schwarzen Meer." Selbst eine Recherche bei Wikipedia hätte den Berliner Redakteuren vermitteln können, dass die russische Marine keine Atom-U-Boote im Schwarzen Meer stationiert hat oder betreibt.

Zwar räumt der Tagesspiegel ein, dass sich die ukrainischen Angaben nicht überprüfen ließen, folgt aber der Kiewer Sicht:

"Die ukrainischen Grenzbeamten wehrten sich gegen die Invasion auf der strategisch wichtigen Insel im Schwarzen Meer. Letztlich wurden sie offenbar getötet."

Die Hauptstadtzeitung sparte nicht mit starken Worten: "Den ganzen Tag über habe 'der Feind' die Insel umstellt und mit Schiffskanonen beschossen. Der Kontakt zum Grenzschutz und den Soldaten dort sei abgerissen, teilte der Grenzschutzdienst am Donnerstagabend mit. In einem Video, das in den sozialen Medien kursiert, hört man den Funkspruch eines russischen Kriegsschiffes: 'Dies ist ein russisches Kriegsschiff. Ich schlage vor, dass Sie Ihre Waffen niederlegen und sich ergeben. Sonst eröffne ich das Feuer.'"

Mit Verweis auf die britische Zeitung Daily Mail behauptet der Tagessspiegel dann, alle 13 Grenzbeamten auf der Insel seien in einem Luftangriff getötet worden. Ein weiteres Video würde die Insel direkt vor dem Angriff zeigen. Zu sehen ist ein Soldat, der sich selbst filmt; und im Hintergrund sind laute Explosionen zu hören.

Schließlich berichtet der Tagesspiegel noch von der vermeintlichen posthumen Ehrung durch Präsident Wladimir Selenskij, die einen Tag nach Beginn der Kämpfe in der Ukraine erfolgte. Das ukrainische Staatsoberhaupt wird mit den Worten zitiert:

"Auf unserer Insel Zmiinyi, die wir bis zum Schluss verteidigten, starben alle Grenzsoldaten heldenhaft. Aber sie haben nicht aufgegeben. Sie alle werden posthum mit dem Titel 'Held der Ukraine' ausgezeichnet. Möge das Andenken an diejenigen, die ihr Leben für die Ukraine gegeben haben, ewig leben."

So oder so ähnlich finden sich Berichte oder Videoclips bei der Bild, beim Spiegel, der Frankfurter Rundschau, beim Focus, aber auch in der österreichischen Presse oder der schweizerischen NZZ sowie zahlreichen weiteren Zeitungen und Web-Portalen.

"Enten" müssen korrigiert werden

Doch nun melden CNN und Welt, dass sich die Dinge wohl anders zugetragen haben – und beziehen sich dabei auf Angaben ukrainischer Behörden:

"Die Verteidiger der ukrainischen Insel sind möglicherweise noch am Leben und befinden sich in Kriegsgefangenschaft, so der staatliche Grenzschutzdienst der Ukraine."

Auch die Welt machte einen Rückzieher:

"Womöglich seien die Informationen über den Tod der Männer verfrüht gewesen und man habe einfach nur den Kontakt zu ihnen verloren",

zitiert die Zeitung nicht näher bezeichnete ukrainische Behörden. Unter Berufung auf den britischen Guardian heißt es nun, man habe "konkrete Berichte" erhalten, wonach die Grenzer alle überlebt hätten. Die Prüfung dauere noch an.

Vielleicht hilft dabei dieser Tweet eines angeblichen schon toten Grenzschützers, hier in der Übersetzung:

"Die Geschichte von der 'Schlangeninsel', wo 13 ukrainische Soldaten 'heldenhaft starben' – sie wurden tatsächlich friedlich gefangen genommen. Hier sieht man einen von ihnen bei Selenskijs Rede, in der er bereits von deren Beerdigung zu Propagandazwecken spricht – der ukrainische Soldat weint."

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